Ich möchte mal wieder auf eines meiner vorrübergehenden Lieblingsthemen zu Lesen kommen: Dala Dala fahren. Weil es immer wieder kleine Anekdötchen gibt, die für europäische Verhältnisse unvorstellbar sind.
Ein Dala Dala hat im Durchschnitt 14 „reguläre“ Sitzplätze. Wenn man dies Anhand der angedeuteten Rückenlehnen ausmachen will. Und diese Rückenlehnen sind für sehr schmale Menschen konzipiert. Vorne beim Fahrer können auch noch 2 Personen mitfahren, und hinten muss es noch einen kleinen Stehplatz für den „Condar“ (Kurzform für: Condactor) geben, der die meiste Zeit während der Fahrt mit dem Oberkörper aus dem Seitenfenster hängt und die Stationen ausruft. Dieser Condar ist bemüht möglichst viele Personen in sein Dala Dala zu bekommen, denn der Fahrer und der Condar müssen am Ende des Tages einen gewissen Betrag an den Dala Dala-Besitzer abgeben, der Rest geht an sie. Der Condar signalsiert dem Fahrer durch Klopfen auf das Auto oder den innenliegenden Stahlrahmen, dass er an der nächsten Station halten soll. Weil entweder Mitfahrende aussteigen wollen, oder er Personen am Straßenrand sieht, die er einladen könnte. Und eingeladen wird was reinpasst. Eine meiner Mitbewohnerin hat es bei der Zählung einer Fahrt mit dem Dala Dala auf 28 Personen gebracht, die dort transportiert wurden. Für mich immer noch unvorstellbar, denn mit 14 Personen ist der Wagen eigentlich schon richtig voll. Mit deutschen Maßstäben gemessen müsste jeder Bahnfahrer im Berufsverkehr mehr als glücklich sein über das minimierte Platzangebot seines Stehplatzes und den Ellenbogen den er ab und an vom Mitreisenden in die Rippen bekommt. In einem Dala Dala ist das nicht mehr möglich, denn dort liegt der Ellenbogen so eng an, dass nicht die kleinste Bewegung mehr machbar ist. Auch das Aus- und ein Einsteigen bedarf einer gewissen Technik und Skrupellosigkeit. Sitzt man nicht rechtzeitig auf dem anvisierten Platz, dann kann es schon sein, dass man diesen eher in der fliegenden Variante einnimmt, da das Dala Dala schon gestartet ist. Niemand der Mitreisenden verliert darüber ein Wort, denn das ist absolut an der Tagesordnung. Aussteigen kann noch einmal eine weitere Steigerung mit sich bringen, wenn man den letzten hinteren Platz inne hat. Denn dann heißt es für ein Drittel des Busses auch erst einmal auszusteigen damit man sich den Weg ins freie Bahnen kann. Bezahlt wird, wann es dem Condar gerade reinpasst. Meist wartet er, bis das Dala Dala voll ist, dann hat er auch gleich immer das Wechselgeld parat. Es kann aber auch sein, dass erst beim Aussteigen bezahlt wird. Das alles geht ziemlich tiefenentspannt vor. Heute hatten wir dann noch eine neue Variante: der Dala Dala fuhr langsamer und der Condar stieg aus. Mittagspause? Irgendwelche Erledigungen? Um das zu verstehen reicht mein Swahili nun in keiner Weise. Jedenfalls fuhren wir ohne den Condar weiter und mussten nun selbst aufpassen, dass wir an der richtigen Station dem Fahrer zurufen, dass wir hier aussteigen wollen. Aber auch das ging völlig unproblematisch. War nur etwas verwunderlich. Sehr hübsch anzusehen sind für mich auch die kleinen Feuerlöscher die irgendwo an ziemlich unpassenster Stelle angebracht sind. Aber ich hätte eh nicht allzu viel Vertrauen darin, dass im Ernstfall dort Löschschaum rauskommt, manche halte ich eher für eine Attrappe die den Vorschriften genügen soll. Und in den letzten Jahren ist wohl Einiges an „Sicherheitsvorschriften“ dazu gekommen, so muss z.B. nun während der Fahrt die Seitentür auf jeden Fall geschlossen werden. Das war zuvor nicht der Fall. Auch wenn Dala Dala fahren ein besonderes Abenteuer bedeutet, wenn es irgendwie geht, dann bin ich zu Fuß unterwegs. Denn das ist einfach für mich die tollste und direkteste Art und Weise etwas von der Landschaft, von der Atmosphäre und den Menschen einzufangen. Es hautnah zu erleben. Okay, ich fress dabei eine Menge Staub, denn davon gibt es hier mehr als reichlich. Oder ich rutsche teilweise mehr als das ich stabil laufen kann. Und so wirklich richtige Gehwege gibt es nicht, viele der vermeintlichen Fußgängerwege sind direkt an der Straße und manchmal hofft man einfach nur, dass die Autos einen als Straßenverkehrsteilnehmer wahrnehmen und freundlicherweise einen Bogen um einen machen. Zu Fuß kann man auch die unzähligen Straßenhändler wahrnehmen, welche die unterschiedlichsten Waren anbieten. Und mit „unzählig“ meine ich „unzählig“. Denn mindestens alle 2 Meter sitzt dort jemand, der Mais grillt und verkauft, Nüsse darbietet, etc. Da sind noch nicht einmal die Frauen mitgezählt, welche Bananen und Obst auf dem Kopf tragen um sie zu verkaufen. Oder die Männer, die mit Rucksäcken, Sportschuhen, oder Sonnenbrillen durch die Straßen ziehen. Dabei sind noch nicht die riesigen Handkarren mitgezählt, mit denen manche Verkäufer ihre Waren durch die Straßen ziehen um sie zum Verkauf anzubieten. Angeboten wird so ziemlich alles was man sich vorstellen oder auch nicht vorstellen kann. Von Lebensmittel über Autozubehör, Sportschuhe, elegante Schuhe, Taschen, Bilder, kleine Teppiche, etc. Seinen Hausstand könnte man wohl locker mit den dargebotenen Waren der Straßenhändler einrichten. Jambo Tanzania! | Bildergalerie |