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Ein ganz normaler Tag?!

Veröffentlicht am 18.06.2016

Es ist Samstag, mein 6. Tag in Tansania.

06:30 Uhr, mein Wecker klingelt. Ich müsste ihn nicht so früh stellen, aber ich bin noch frühere Zeiten von zu Hause gewöhnt und ich liebe die frühe Stunde. Runter geklettert von meinem Hochbett, Waschzeugs geschnappt und in die Dusche. Heute morgen wird es nur ein spärliches Programm, denn ich hatte, gegen meine Gewohnheiten, schon gestern Abend geduscht. Die anderen schwärmten mir von der lauwarmen Dusche vor, und sie sollten Recht behalten: es war die gei**** Duscheinheit in dieser Woche.

07:30 Uhr, mein Frühstück besteht aus 3 Keksen und einer Scheibe Brot mit afrikanischem Honig. Ich bin noch nicht daran gewöhnt, dass es Samstag und Sonntag kein Essen gibt im Hostel und so hab ich es gestern absolut verpennt einzukaufen. Kekse hab ich immer, Brot und Honig haben mir meine Mitbewohner spendiert.

08:10 Uhr, während es draußen regnet, haben wir kurzzeitig kein Wasser. Na ja, vielleicht sollte ich eher sagen, wir hatten kurze Zeit danach wieder Wasser. Das sollte gegen Mittag aber auch wieder vorbei sein.

08:15 Uhr, der Strom fällt aus. Gut, es ist am Tag und somit hell, aber wie lange das hier dauert, kann keiner vorhersagen. Und heute wird es wohl länger dauern.

09:30 Uhr, heute mache ich mich ich die 2.Tour mit dem Dala Dala alleine. Die Namen der jeweiligen Stationen habe ich mir alle aufgeschrieben. Bei so viel Informationsüberflutung fallen schon mal ein paar hinten runter. Und das könnten genau die sein, die man dann notwendigerweise braucht. Und die Stationen der Dala-Dala-Haltestellen gehören definitiv dazu.

09:50 Uhr, Aussteigen am „Impala“. Gehe noch in einen kleinen dunklen Laden (da auch hier Stromausfall) kaufe ein paar Dinge für das Frühstück morgen. 1 Packung Brot, einen winzigen Erdbeerjoghurt, 1 kleine Schachtel Cornflakes und 2 Schachteln Zigaretten bezahle ich mit umgerechnet € 5,50 (TSH 13.500).

10:10 Uhr, ich muss mein nächstes Dala-Dala suchen welches die „Totale“ (Name der dortigen Tankstelle) anfährt. Und schon gerate ich in einen kleinen Streit zwischen 2 Dala-Dala-„Einladern“, die mich beide als Fahrgast haben wollen. Eine hitzigere Diskussion entbrennt und fast ist einer geneigt mich sich in ein Dala-Dala zu schieben. All das für eine Fahrt für umgerechnet 19 Cent.

10:20 Uhr, ich habe die „Totale“ erreicht und die letzten 10 Minuten werden zu Fuß zurück gelegt. Da es den Vormittag geregnet hat sind die Nebenstraßen reichlich Schlammgebiet.

10:30 Uhr, ich erreiche das Pippi-House. Nachdem wir gestern 7 Volontäre für 3 Kinder waren und ich mehr im Weg stand, als dass ich mich hätte nützlich machen können, war ich heute alleine mit 8-10 Kindern im Alter von ca. 1-9 Jahren.  Der Hund säuberte als erstes seine Pfoten an meiner Jeans ab – den Sauberkeitspreis des heutigen Tages konnte ich mir damit schon einmal abschminken. 5 Kinder kommen auf mich zugestürmt, und alle kennen zur Begrüßung ein Wort: Rafiki (=Freund). Dieses Wort wird mich durch den ganzen Tag begleiten, aus den unterschiedlichsten Mündern gerufen und am besten gleichzeitig. Denn es heißt auch so viel wie: bitte deine Aufmerksamkeit.

10:40 Uhr, ich habe gerade noch 2 Minuten um meine Tasche zu verstauen, dann kommt das Hardcore-Programm. Aaalso, ihr müsst Euch vorstellen, in (m)einem anderen Leben bin ich Zahlenschubse mit Einzelbüro und gemäßigter Ansprache. Ich wohne alleine und die ausführlichen Quatschattacken meiner kätzischen Mitbewohnerin gehen mir schon mal ab und an die Nervenbahnen rauf und runter.

Nun habe ich hier also 8 Kinder die möchten, dass ich: mit ihnen lese, mit ihnen Seilspringe, mit ihnen male, mit ihnen alle 2 Minuten ein neues Buch aus dem Regal hole, mit ihnen spazieren gehe oder einfach ihnen etwas Aufmerksamkeit zuteilwerden lasse. Und das alles am Besten gleichzeitig. Immerhin kann ich multifunktional doch als Klettergerüst dienen solange ich mit einem Mädchen Lesen über und mit der linken Hand nicht näher erkennbare Gegenstände verstecken muss. Das alles ist schein eine Herausforderung der besonderen Art für mich. Was aber die Sache für mich extrem erschwert ist die Lautstärke. Denn wenn diese Kinder etwas können, dann ist es Schreien. Das müssen sie auch, denn Musikbeschallung ist heute wieder auf einem derart maximalem Level dass ich schon nach 1 Stunde um einen mittelfristigen Tinnitus-Schaden fürchte.

12:20 Uhr, ich bin nun doch schon reichlich überfordert und abgekämpft und immer noch die Volontärin dort. Und dann kommt das, was ich nun gar nicht brauchte: im Gerangel mit den Kindern geht meine Brille kaputt. Bricht entzwei. Ich weiß nicht, ob ich meine Ersatzbrille überhaupt mit nach Tansania genommen habe. Meine Sonnenbrille habe ich mit, aber ob ich diese mit den verdunkelten Gläsern unter dem Dach aufsetze oder ganz auf eine Sehhilfe verzichtet bleibt sich fast nahezu gleich. Die Kinder wiederrum finden die Sonnenbrille sehr interessant, können sie sich doch darin spiegeln. Und ich habe alle Not, ihre Hände von der Brille abzuhalten, noch einen Verlust kann ich leider nicht so leicht ersetzen. Die Kinder kommen zu mir, schauen mich an und bringen ein „sorry“ hervor. Was kann ich da noch sagen….?

14:30 Uhr, mein Magen hängt auf den Kniekehlen. Oder noch etwas tiefer. Mein Frühstück ist verdaut und die wenigen Nährstoffe darin auch längst aufgebracht. Kekse retten mich gerade auch nicht mehr. Üblicherweise gibt es zwischen 12:00 und 13:00 Uhr was zu essen. Heute leider nicht. Ich muss ausharren, weiß ich, dass die anderen Freiwilligen gegen 15:00 Uhr kommen wollten. Dann würde ich gehen. Doch nun wird mir ein Teller mit Essen gereicht: Bohnen.

Und wieder weiß ich sofort, was ich, sobald ich wieder zu Hause bin, sicherlich das nächste Jahr nicht essen werde: Bohnen. Jegliche Art von Bohnen. Nicht falsch verstehen, sie sind lecker zubereitet, aber es gab bisher noch keinen Tag an dem es nicht mindestens einmal Bohnen gab. Und das wird auch die nächsten 33 Tage so bleiben. Weiße Bohnen, Kidney Bohnen, grüne Bohnen. Alles was Bohnen an Nährstoffen zu bieten hat nehme ich im Augenblick wohl sicherlich für die nächsten 5 Jahre auf. Das reicht.

Ähnlich „Ugali“ (Maisbrei). Nur hier laufe ich eher weniger Gefahr, diesen in der Heimat angeboten zu bekommen. Dieser Brei schmeckt nach nichts, dient eher als Füllstoff bzw. Löffel. Er wird mit der rechten Hand aufgenommen (die linke Hand darf nicht mit dem Essen in Berührung kommen, sie gilt als unrein), es wird eine kleine Kugel darauf geformt und in die Mitte mit dem Daumen ein Loch gedrückt. Damit werden dann die Bohnen in der Soße aufgenommen und gegessen. Auch hier ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht mindestens einmal Ugali zu mir genommen habe.

15:15 Uhr, bisher hatte ich mit dem Essen hier keinerlei Probleme. Ich verzichte auf Fleisch, und vielleicht auch, weil ich nun nicht gerade zu den absoluten Feinschmeckern gehöre, esse ich hier alles was gereicht wird, zumindest probiere ich es, und das meiste ist für mich absolut gut. Aber heute habe ich mit dem Essen wohl zu lange gewartet, denn ein Grummeln in meinem Bauch macht sich bemerkbar. Und als meine „Ablösung“ kommt wächst sich dieses Grummeln leider aus und wird zu Magenkrämpfen.

15:30 Uhr, eigentlich wollte ich noch in die Stadt fahren um nach einem Rucksack Ausschau zu halten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn hier gibt es die fliegenden Händler die um die 20-30 Rucksäcke umhaben und damit durch die Straßen zu ziehen und zu verkaufen.

Und ich müsste noch Geld abheben. Denn zu viel Bargeld möchte ich weder mit mir rumtragen noch im Hostel deponieren.

Zudem wollten wir „Hostel-Insassen“ uns erst in einem Cafe treffen und danach etwas essen gehen.

15:40 Uhr, am Impala entscheide ich mich aber, ins Hostel zurück zu fahren. Meine Magenkrämpfe sind nicht gerade dazu angetan mich noch weitere Strecken zu bewegen, noch etwas zu Essen zu mir zu nehmen was nicht aus trockenem Brot besteht.

16:10 Uhr, ich bin im Hostel angekommen. Tja, und hier nun wieder das volle Programm: weder Strom noch Wasser. Nun schon seit heute Morgen. So schnappe ich mir meinen Laptop und nutze die noch verbleibende Akkuleistung um mit Sonnenbrille im Schatten diesen Text zu schreiben. Ich würde ja gerne nach meiner Zweitbrille suchen, aber in „meinem“ Zimmer schläft gerade eine andere Volontärin und sie möchte ich dann doch nicht wecken.

17:30 Uhr, unfassbar aber mehr als erfreulich: sowohl Strom als auch Wasser sind wieder da! Merkt man seine Abhängigkeit von technischen Gerätschaften eventuell daran, dass vor allem anderen man direkt aufspringt um Smartphone und Notebook an die Saftdose zu hängen? Auch hätte ich vor 10 Minuten noch nicht wirklich sagen können, was mir, wenn ich mich denn entscheiden müsste, wichtiger wäre, wenn es wieder vorhanden wäre: Wasser oder Strom. Irgendwie schon ein wenig schräg …

17:40 Uhr, und ich beschließe, dass heute nicht mehr so viel passieren wird. Also mit mir. Vielleicht gehe ich nachher noch duschen – weiß ich denn, ob es morgen geht? Allerdings steht morgen die Wäsche an, also mit Bottich, Bürste, Waschpulver und dann von Hand und so. Wäre also schon schön, wenn das machbar wäre.

Vielleicht schreibe ich auch noch etwas zu dem ein oder anderen Thema. Oder ich schnapp mir mal ein Buch, eines habe ich mir noch beim Abflug am Flughafen gekauft und es noch nicht einmal bis zur Seite 1 geschafft.

Mal schauen…

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