Die Nacht war verheißungsvoll, denn bis auf eine kurze Reizhustenattacke und einem ausgetrocknetem Mund, weil ich immer noch nicht durch die Nase atmen kann, habe ich verhältnismäßig viel geschlafen.
Dafür sollte der Vormittag doch noch einige Schwächeperioden für mich bereithalten und warm sollte mir erst werden, als am frühen Nachmittag die Sonne endlich zum Vorschein kommt.
Die erhaltenden Medis dämmen anscheinend die Symptome ein, aber sie werden die Bronchitis und die Nebenhöhlenvereiterung wohl nicht kurieren. Um den Arztbesuch in Deutschland komme ich wohl nicht umhin, aber die Zeit bis dahin werde ich die Erkrankung mit den Kapseln in Schach halten können.
Die Dala Dalas zum Tierheim waren angenehm gefüllt, was für diese Uhrzeit schon sehr außergewöhnlich ist.
Was ich hierbei immer extrem spannend zu beobachten finde, ist die Mimik bzw. die nicht vorhandene Mimik bei den Menschen hier. Es stehen Leute an den Dala Dala Stationen, die anscheinend aus einem anderen Grund da stehen, als auf einen Dala Dala zu warten. Der Condar pfeift bei der Anfahrt um die Wartenden auf sich aufmerksam zu machen. Und diese Menschen tun: Nichts! Sie können einen ganzen Bus einfach dermaßen ignorieren, dass man meinen könnte, ihn gibt es gar nicht.
Wir würden ihn Deutschland wahrscheinlich abwinken oder den Kopf schütteln oder irgendwie mitteilen, dass wir kein Interesse an einer Fahrt haben. Die Menschen hier machen ihn einfach unsichtbar. Und diese Art von Mimik oder Körpersprache konnte ich nun schon in mehreren unterschiedlichen Situationen beobachten.
Dann aber ist da genau die entgegengesetzte Reaktion: 10, 15 Meter von der Station entfernt, eventuell sogar auf der anderen Straßenseite schlendert eine Person oder Gruppe Richtung Dala Dala Station. Nichts, aber wirklich nichts was für mich erkennbar wäre, deutet darauf hin, dass sie mit diesem Dala Dala fahren möchten. Eventuell halten sie zwischendurch sogar noch ein kurzes Gespräch bevor sie ganz gemütlich an die Station kommen und in den Bus einsteigen. Nur der Condar hat dies aus einem mir (noch) völlig unbekannten und unersichtlichen Grund erkannt und wartet auf die ankommenden Leute.
Der Vormittag im Tierheim ist ruhig. Wir sind heute 5 Volontäre, d.h. wir können es gemütlich angehen lassen. Was mir auch sehr entgegenkommt, denn ab und zu ist Sitzen und Anlehnen die bessere Alternative. Ich beschäftige mich mit den Hunden: Kommandos üben, Fellpflege oder einfach nur Streicheleinheiten.
Aber es gibt fast nichts, was hier nicht mit deutschem Brot, leckerem Rührei, Käse mit Geschmack und echter Butter „heilbar“ wäre, und so päppelt mich das Mittagessen spürbar auf. Und langsam wird mir auch wärmer, was ich dem Umstand zu Gute halte, dass die Wolken endlich der Sonne die Möglichkeit geben, in Erscheinung zu treten.
Geschmunzelt habe ich bei der Piki Piki-Fahrt zum Tierheim, als mein Fahrer nach ca. 2 Kilometern eine Vollbremsung hinlegt. Ich suche nach dem Grund dafür vor mir auf der Straße, als er seine Jacke öffnet, Winterhandschuhe und Schal rausholt und sich diese mit den Worten: „it’s so cold“ anzieht.
„Ja“, denk ich mir, „Recht hat er“, nur ich habe keine Joker-Bekleidung mehr unter meiner Jacke und setzte den weiteren Weg mit dem Status-Quo fort.
Auf der Rückfahrt zum Hostel sitze ich in einem Dala Dala, was nach 3 Stationen von der Polizei aus dem Verkehr gezogen wird und wir in ein anderes Dala Dala umsteigen müssen. Was der Grund dafür ist, erfahren wir nicht, ich bin mir auch nicht sicher, ob ich ihn kennen möchte.
Dennoch ist es ungewöhnlich. Denn üblicherweise werden hier keine Dala Dalas kontrolliert. Der Grund dafür ist ziemlich simpel: die Mehrheit der Dala Dalas gehören nämlich Polizisten. Der Condar und der Fahrer müssen dem Eigentümer des Wagens täglich eine gewisse Summe zahlen (gehört habe ich einen Betrag von 30.000 TSH), alles was darüber hinausgeht, gehört den Beiden.
Überhaupt ist das Polizistenaufkommen hier sehr hoch. Oder sehr sichtbar. Mindestens an ein oder zwei Polizeikontrollen komme ich täglich vorbei. Was die Kriterien sind, weswegen sie Wagen rauslenken erschließt sich mir nicht. Aber gerne werden Muzungus (also Weiße) rausgewunken und dann mit diversen Vergehen versehen.
Die Eingänge von Banken und Kreditinstituten werden von Wachpersonal flankiert. Wer dort hinein möchte, der wird erst einmal mit einem Scanner abgestrichen. Auch steht an jedem Geldautomat, selbst wenn er in „the middle of nowhere“ steht, ein bewaffneter Mensch, der diesen bewacht. Und inzwischen konnte ich auch schon eine Tankstelle ausmachen, die mit Wachpersonal-Präsens ausgestattet ist. Einerseits ist es schon ein befremdliches Gefühl, andererseits schafft es auch ein Gefühl von Sicherheit.
Zurück zum heutigen Tag. Er scheint so zu enden wie er begonnen hat: ziemlich unspektakulär. Es gibt Ugali mit Bohnen und Spinat zum Abendessen, ich ersetze das Ugali durch Knäckebrot.
Ich finde es wichtig für mich, dass ich die landestypischen Speisen (außer Fleisch) zumindest einmal probiert habe. Und Ugali habe ich schon mehrfach gegessen. Es ist nicht so, dass es schlecht schmeckt. Es schmeckt einfach eher nach gar nichts. Es ist eher ein Füllstoff, in dem die Bohnen und der Spinat mit dem Daumen hineingeschaufelt werden um dann als essbarer Löffel verwendet zu werden. Und insofern erlaube ich mir diesen Austausch in den letzten Tagen einfach.
Nun werde ich noch den Blog einstellen. Und dann werde ich mich den Hausaufgaben zuwenden, welche ich in der gestrigen Swahili-Stunde erhalten habe. Und dann geht’s wieder ins Bett.
Kwa heri! Kesho!