Heute habe ich Wochenende. Und mein Programm ist gar nicht so riesig. Früh wie immer aufgestanden um die Chancen zu erhöhen, zumindest lauwarm zu duschen. Der Plan geht schon einmal auf.
Pole Pole beim Frühstück, danach noch etwas auf die Couch und lesen. Diese Zeit nimmt sich auch die Sonne, bis sich in aller Pracht erscheint. Seit 3 Tagen lässt sie sich mit ihrer Anwesenheit nicht lumpen, was sich auch temperaturtechnisch sofort bemerkbar macht.
Dann geht’s rein nach Arusha. Und heute habe ich einen „Ehrenplatz“ im Dala Dala inne: in der Fahrerkabine direkt neben dem Fahrer. Das gibt meinen Knien, meiner Hüfte und meinen Rippen die Chance mal die Anzahl der blauen Flecken zahlenmäßig begrenzt zu lassen.
Ich möchte mal ein klein wenig Einblick in so ein Stadtzentrum geben, wie ich es in Arusha vorfinde. Denn ich merke immer mehr, wie das für mich völlig „normal“ wird eben, weil ich es im Augenblick gar nicht anders mehr erlebe.
Vom „Impala“ gehen 4 Straßen sternenförmig vom Kreisverkehr ab. Auf einer dieser Straßen komme ich vom Hostel aus an. Die Straße, die davon links abgeht war die Richtung, die ich zum Pippi-House nehmen musste. Die Straße rechts davon geht zu „Phillips“ hoch, hier herrscht Fahrverbot für Dala Dalas weil sonst zu den Stoßzeiten wohl gar nichts mehr gehen würde. Das ist der Weg den ich im Moment zu Fuß zurück legen muss um oben in der „Phillips-Ärea“ einen Dala Dala zum Tierheim zu fangen.
Und gerade aus vom Impala weg, geht es dann ins Zentrum. Zum „Clock Tower“, ebenfalls ein Kreisverkehr von dem 5 Straßen abgehen.
Die Gehwege sind oftmals nur mit viel charmanter Diplomatie als solche zu bezeichnen. Manchmal sind sie nur eine Sandspur neben der Fahrbahn die aber auch gerne von Piki Pikis oder Dala Dalas zum Überholen verwendet werden. Fußgänger werden durch Hupen darauf hingewiesen, dass sie nun zur Seite springen sollten, wollen sie nicht von Reifenspuren gezeichnet werden.
Überhaupt das Hupen. Gehupt wird hier gerne. Wenn man anzeigt, das man überholen will, bzw. überholen wird. Wenn man nicht überholt werden will. Wenn man sich einen Weg freifährt der mit den Regeln irgendwelcher Verkehrsführung so überhaupt nichts zu tun hat. Oder wenn man anzeigt, dass man nun jemanden die Vorfahrt nimmt (wobei, wie nimmt man jemanden die Vorfahrt, wenn eigentlich das Recht des Stärkeren gilt?). Oder wenn man jemanden grüßen möchte. Oder ein Dala Dala auf sich aufmerksam macht. Oder weil man dem anderen signalisieren möchte: du Idiot. Oder einfach mal um sicher zu gehen, ob die Hupe noch funktioniert.
Wobei dies sicher das Teil an nahezu jedem Wagen ist, was permanent kontrolliert und getestet wird.
Wieder zu den Gehwegen. Shoppen wird hier zu einer Angelegenheit, die schon eine gewisse Beweglichkeit in der Halsmuskulatur voraussetzt. Ein extrem breites Sichtfeld und die Fähigkeit zu schnellen Augenbewegungen sind sehr von Vorteil. Denn wenn es Gehwegplatten hat, dann sind diese in der Regel lose und kippen beim Betreten schon einmal sehr bedenklich. Manchmal fehlen sie auch komplett. Dafür aber gibt es unvermittelt Schlaglöcher mit einer Tiefe von bis zu 30 cm die sich überraschend vor einem auftun. Oder aber Stromkabel die zusammengerollt von irgendeinem Dach hängen und gerne als potentielle Stolperfallen dienen. Was bedeutet, dass ein gemütlicher Schaufensterbummel nicht so einfach ist, wenn man den Blick nur auf die Auslagen richtet. Dazwischen sind dann noch die diversen Straßenhändler, die man netterweise nicht über den Haufen rennt, will man nicht Gefahr laufen, mit dem Gesicht zum Beispiel in einem Kohlegrill zu landen, auf dem gerade Maiskolben zubereitet werden.
Seitlich begrenzt und somit in den Ausweichmöglichkeiten sehr eingeschränkt wird diese Meile dadurch, dass der Weg oftmals von einem Wassergraben flankiert wird. Dieser führt meist mehr Müll als Wasser mit sich, ist aber dennoch dazu geeignet, sich böse weh zu tun, sollte man da mal reinrutschen oder –stolpern.
Ich habe heute Zeit, und so gönne ich mir erst einmal einen einfachen Cafe Latte und dazu einen warmen Apfel-Zimt-Mandel-Muffin im Africafe. So gestärkt trete ich den Gang zum Supermarkt an und nehme mir vor, auch mal in die Seitenstraßen abzubiegen, weil sich auch hier oftmals die noch interessanteren „Shops“ finden.
Und heute lande ich dann wohl in einer Art Outlet-Center.
Sobald man das Zentrum verlässt, findet man unzählige Rohbauten, die wie 4 Einzelgaragen aussehen. Unverputzt und ohne Tor. Etwas länger habe ich gerätselt, was es wohl werden soll, würden diese Bauten irgendwann mal fertig gestellt. Bis ich drauf kam, dass dies die „Räumlichkeiten“ für die unterschiedlichsten Läden darstellen soll. Es ist unvorstellbar, manchmal fährt man seine Zeit einfach durch Natur und unvermittelt und mittendrin findet sich so ein Rohbau. Das als kleiner Exkurs.
Nun zu dem „Outlet-Center“: dies ist wohl der Markt, in dem die Einheimischen einkaufen gehen. Hier sind die Shops mit Wellblech konstruiert die behelfsmäßig zusammengebastelt wurden um ein wenig Schutz zu geben. Und dort gibt es alles, wirklich alles, was die Einheimischen zum Leben brauchen. Und das ist ja schon so viel weniger als wir uns in Deutschland ausstatten. Daran schließt sich direkt der Lebensmittelmarkt. Gemüse, Obst und Gewürze in einer Vielzahl, dass ich mich beim Durchgehen komplett verlaufe, so riesig ist das Areal.
Dann komme ich an eine Art Wühltisch vorbei, an dem Pullover und andere Oberteile angeboten werden. Nur, das mit dem Anschauen wird durch den Umstand erheblich erschwert, dass der Verkäufer quer über den Sachen liegt und schläft. So was gibt es wohl nur hier :)
Ich habe noch nie so viele zu verkaufende Schuhe auf einem Haufen gesehen, wie hier auf diesem Markt. Es ist unglaublich. Und der Markt ist sehr gut besucht.
Arusha ist eine Stadt mit nicht wenigen Einwohnern. Wie viele es genau sind, kann ich aktuell nicht sagen, aber es hat schon Großstadtformat. Aber was mir nun schon mehr als einmal passiert ist, ist, dass mir Leute begegnet sind, die ich erst ein oder zwei Tage vorher kennen gelernt habe. An einer ganz anderen Stelle als zuvor.
Und so ergeht es mir dann leider auch mit dem Tourenverkäufer vom Samstag. Ich am Samstag froh war, dass sich unsere Wege endlich trennten. Begegnet er mir heute mitten in der Stadt und kommt freundlich winkend auf mich zu gelaufen, um mir genau die gleiche Geschichte zu erzählen, die ich schon kannte. Und er mich dauernd fragte, ob ich mich noch an ihn erinnern würde. Wie könnte ich ihn vergessen?
Doch heute konnte ich dann an einem Punkt in einem Gespräch deutlich machen, dass ich jetzt gerne alleine weiterziehen würde. Und nach nur noch 2 Sätzen und der Frage nach einer Zigarette ließ er mich dann ziehen.
Also bekomme ich auch das immer besser hin.
So, dies war nun ein kleiner Einblick in das Shoppingerlebnis in Arusha. Es ist schon ziemlich „speziell“ aber ich mag dieses andere Erleben.