Ich habe noch ein klein wenig Zeit, bevor es heute zum Projekt geht. Und so möchte ich hier noch von einer Kleinigkeit berichten, die schon sehr auffällig ist.
Am Sonntag, auf dem Weg zum Kilimandscharo haben wir kleine Orten durchfahren und es herrschte schon sehr viel Betrieb. Meistens ist hier am Vormittag der Kirchenbesuch angesagt. Aber auch ein anderer Ort scheint zu dieser Zeit einen immensen Zulauf zu haben: Die Auto-Waschplätze! War ich bisher der Meinung, dass die Deutschen es mit der Karosseriehygiene ihres Fahrzeugs übergenau nehmen, so lehren mich die Tansanier gerade, dass dies noch pedantischer und häufiger betrieben wird. Ein Auto ist und bleibt für die allermeisten Einwohner absolut unerschwinglich. Und auch ein Benzinpreis für unter € 1,00 klingt für uns ja einfach traumhaft, für die hiesigen Verhältnisse ist das ein Wahnsinnsbetrag. Dennoch gibt es hier unzählige Autos, Taxis und natürlich: Dala Dalas. Und wann immer man auch an den vielen Plätzen mit einem Hochdruckreiniger und Wasser vorbei kommt, mindestens 2-3 Autos und 4-5 Motorräder stehen dort und werden gründlichst gesäubert. Und mit einem gewissen Neid musste ich auch schon feststellen, dass es bei den Waschanlangen wohl Notstromaggregate gibt. Denn 400 Meter vor dem Hostel wurden die Wagen mit Hochdruck gereinigt während wir unser Abendessen unter Solarlampen- und Taschenlampenbeleuchtung zu uns genommen haben. Und das, wo in Afrika Wassermangel herrscht. Manches ist wirklich sehr schwer nachzuvollziehen. Ach ja, und dann sind da noch die Ameisen. Heute Morgen, bei meiner Frühstückszigarette musste ich feststellen, dass sie sich gerade einen Weg ins Hostel bahnen. Nun das alleine wäre vielleicht noch nicht der Erwähnung wert, nur, dass diese Ameisen hier auf ein Vielfaches an Körpergröße kommen, wie wir es aus Deutschland kennen. Eine Ameise ist hier ca. 1,5 bis 2 cm groß! Und sie beißen nicht weniger als ihre europäischen Artgenossen. Dafür durfte ich heute Nacht mein Lager mit einer Heuschrecke teilen. Sie war aber so zurückhaltend, dass sie sich mit den Platz außerhalb meines Moskitonetzes zufrieden gegeben hat. Andernfalls hätte es auch etwas eng werden können im Bett. Manche Tiere scheinen hier wirklich mutiert. Dafür muss aber etwas anderes den Weg in meine Schlafstätte gefunden haben, da meine rechte Ferse doch ziemlich viele Stiche aufweist. Wovon? Ich weiß es nicht. Ich werde aber auch keine detektivische Kleinarbeit betreiben, um dies herauszufinden. Manchmal, da komme ich weit besser mit dem Umstand klar, nicht zu viele Informationen zu haben. Ich habe einen tollen Tag! Das im Hostel gerade keinen Strom gibt ist nur eine kleine Randnotiz. Das kennen wir schon von den letzten Tagen. Mal schauen, wie lange Notebook und Smartphone das mitmachen. Los geht’s wie immer mit Dala Dala fahren. Auch das ist kaum einer Bemerkung mehr wert, außer vielleicht der Tatsache, dass ich heute selbst erlebt habe, wie aus einem leeren Kleinstbus eine Sardinenbüchse wird. Eingestiegen in ein leeres Dala Dala zähle ich am Impala, der Station wo wir aussteigen 24 Personen, inklusive Fahrer und Counter. Das ist schon eine beeindruckende Leistung! Vom Impala geht es heute zu Fuß zu „Phillips“. Für diese Straße herrscht Fahrverbot für die Dala Dalas, das würde den morgendlichen Berufsverkehr, der unserem nicht unähnlich ist, absolut sprengen. Also 15 Minuten Fußmarsch einen leichten Hügel hoch, entlang, was man bei uns wohl „Gärtnereien“ nennen würde. Oben angekommen geht es in den nächsten Dala Dala Richtung USA. Diese Fahrt dauert länger, meine Uhr erzählt von 45 Minuten und kostet auch das Doppelte, nämlich TSH 800 (ca. € 0,40). Ja, und dann kommt das nächste neue Abenteuer für mich: Piki Piki-Fahren. Was nichts anderes meint, als ein Motorrad als Taxi zu verwenden. Klingt erst einmal völlig unspektakulär, gestaltet sich aber schon etwas anders als in den heimischen Gefilden. Helm für den Sozius (also mich) gibt’s nicht. Jeder steigt so auf, wie er gerade unterwegs ist. Ich lerne, dass die Tasche zwischen Fahrer und Sozius zu packen ist, weil es sonst passieren kann, dass andere Motorradfahrer versuchen, diese zu entreißen. Transportiert wird auf diesen Piki Pikis, alles, was irgendwie darauf transportiert werden kann: Mütter mit kleinen Babys, Wocheneinkäufe, Feuerholz mit einer Länge von bis zu 1,50 Meter, eben alles was irgendwie drauf passt und irgendwie fixiert werden kann. Die Gegend durch die wir fahren macht diese Fahrt zu einem tollen Erlebnis. Wälder wechseln sich ab mit Feldern auf denen schon die Frauen arbeiten. Dann kommt wieder eine Häuserzeile in der ich auf ca. 500 Metern alleine 4 Friseursalons zähle. Nach ca. 5 Kilometern kommen wir zu einem Torbogen, der uns im Nationalpark von Arusha willkommen heißt. Hier biegen wir aber vorher links ab und es geht eine steinige Straße zum Tierheim. Mit dem Piki Piki-Fahrer ist ein Preis von TSH 3.000 vereinbart ( ca. € 1,40) und so werden mich die ca. 3 Stunden gesamte Reisezeit an diesem Tag so viel kosten, wie ich in Düsseldorf für die U-Bahn Preisstufe A Hin- und Zurück bezahlen müsste. Zu dem Tierheim und der Projektarbeit werde ich ein anderes Mal ausführlich kommen, doch hier kurz zusammengefasst: die Anlage ist riesig und teilt sich in ein Privatgelände und ein später hinzugekauftes Grundstück wo dann die Zwinger und die Freiflächen für die Hunde und manchmal auch Katzen aufgestellt wurden. Kaum angekommen wird mir von Sandra die ganze Anlage gezeigt. Danach geht es mit 2 weiteren Volontären und 8 Hunden auf einen Spaziergang. 2 Stunden sind wir unterwegs, durch Wälder, an Feldern vorbei die gerade bestellt werden, alleine die Natur hautnah zu erleben ist etwas, was mir so unendlich gut gefällt und gut tut. Nach der Fütterung der Tiere gehen wir zum Mittagessen und ich bekomme seit 2,5 Wochen etwas, was ich hier weniger für möglich hielt: deutsches Brot! Denn, nicht „unweit“ (meint ca. 4 Kilometer) gibt es eine deutsche Bäckerei die eben jenes Brot, wie z.B. auch Brezeln führt. Und Käse. Dieses Mittagessen wird ein kulinarischer Hochgenuss, denn auch wenn ich es nicht sehnsüchtig vermisst habe, es schmeckt dennoch gerade ganz besonders gut. Meine Zeit dort habe ich für den heutigen Tag auf 15:00 Uhr begrenzt, und „mein“ Piki Piki-Fahrer namens „Mister Robert“ ist wie vereinbart pünktlich am Tierheim. Das ist nicht unbedingt obligatorisch, aber dieser Umstand und, dass er für mein Gefühl einen guten, weil nicht rasanten und riskanten Fahrstil hat, werde ich in den nächsten Wochen immer auf ihn zukommen, sobald ich dort einen Piki-Piki-Fahrer brauche. Fast 2 Stunden brauche ich, bis ich im Hostel angekommen bin. Mit einem richtig guten Gefühl. Ich komme hier immer mehr an. Stückchen für Stückchen. Und so gilt mein Dank gerade auch denen, die es mir ermöglicht haben und auch ermöglichen, dass ich dieses Abenteuer für mich planen und gestalten kann! Asante sana! | Bildergalerie |